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Forschungsprojekt "Körperpolitik - Politische Steuerung von Leben und Tod"

Im Rahmen dieses Forschungsprojektes werden die gesellschaftspolitischen Auswirkungen des medizinisch-technischen Fortschritts in ausgewählten Bereichen der Körperpolitik aus einer gesamtgesellschaftlichen Perspektive analysiert, um vor diesem Hintergrund Optionen einer zunehmend notwendigen politischen Steuerung abzuleiten und auszuloten.

Unter dem Begriff Körperpolitik werden alle Maßnahmen subsummiert, mit denen Einfluss auf den menschlichen Körper genommen wird. In Abgrenzung zur allgemeinen Gesundheitspolitik, deren Leitmotiv primär die Heilung des Menschen ist, liegt der Fokus der Körperpolitik auf den meist invasiven medizinischen Eingriffen, mittels derer ein bestimmtes gesellschaftliches Leitbild verfolgt wird.

Konzeptualisiert als ein Politikfeld an der Schnittstelle zwischen Gesundheits-, Sozial-, Rechts- und Wirtschaftspolitik umfasst der Begriff der Körperpolitik grundsätzlich Bereiche wie Pränataldiagnostik, Sterbehilfe, Organ- und Eizellenspende sowie Social Freezing.

Der aktuelle Schwerpunkt des Forschungsprojekt liegt auf den sog. nicht-invasiven molekulargenetischen Bluttetst zur vorgeburtlichen Erkennung von Aneuploidien (z.B. Trisomien).

Projektbeschreibung

Der medizinisch-technische Fortschritt ermöglicht zunehmend Grenzverschiebungen in Bezug auf Lebens- und Sterbepunkte. Es obliegt mehr und mehr dem menschlichen Individuum, über den Zeitpunkt zu entscheiden, wann und in welcher Ausgestaltung neues Leben beginnt und wann bzw. durch wen oder wie es endet. Dies wird insbesondere erkennbar in den Bereichen der Pränataldiagnostik und der Sterbehilfe. Hier ergeben sich neue Handlungsräume und mit ihnen neue Optionen der Selbstbestimmung. Hieraus erwachsen teilweise widersprüchliche Verantwortungen, durch die Konflikte befördert werden, die in ihrem Ausmaß bislang nicht ausreichend erforscht sind. Vor diesem Hintergrund lautet die übergeordnete Forschungsfrage: Wie nutzen die verschiedenen individuellen wie auch kollektiven Akteure die sich aus dem medizinisch-technischen Fortschritt ergebenden Optionen innerhalb der neuen Handlungsräume? Dabei wird von zwei zentralen Thesen ausgegangen: (1) Die als individuelle Freiheiten empfundenen Handlungsoptionen werden stark begrenzt und beeinflusst durch zunehmende Ökonomisierungsprozesse einerseits sowie durch normative Verantwortungs-anforderungen und Erwartungen andererseits. (2) Die Konzeptualisierungen von Selbstbestimmung und Verantwortung variieren je nach Entscheidungspunkt und Anwendungsbereich, ebenso wie die jeweils zur Entscheidungsfindung herangezogenen Leitbilder. Das übergeordnete Ziel des Forschungsvorhabens ist, die neuen Handlungsräume und Konfliktstrukturen auf den jeweiligen Akteursebenen zu analysieren, um hieraus Handlungsanforderungen für die Politik sowie Optionen der politischen Steuerung abzuleiten und auszuloten.

Institutionelle Anbindung

Es handelt sich bei diesem Forschungsprojekt um das Habilitationsvorhaben von Dr. Janna Wolff im Bereich Politikwissenschaften an der Universität Bremen.